Forschungsaktivitäten am Hamburger DPG-Institut
- „Transgenerationale Weitergabe nach Holocaust und Krieg“
Die Arbeitsgruppe „transgenerationale Weitergabe nach Holocaust und Krieg“ hat sich 2011 gebildet. Die Gruppe ist interdisziplinär zusammengesetzt und untersucht Phänomene transgenerationaler Weitergabe im kulturellen Raum auf der Basis psychoanalytischer Erkenntnisse. Gegenwärtig beschäftigt sich die Gruppe mit Büchern und Filmen, die von der Auseinandersetzung der Kinder von Nazi-Tätern mit ihren Eltern oder Großeltern handeln. Kontakt:Dipl.-Psych. Gabriele Amelung, Psychoanalytikerin (DPG), g.amelung@online.deDipl.-Psych. Hannes Heer, Historiker, exhibit@hannesheer.de
... - Untersuchung des Beziehungserlebens
in der Supervision und dessen Einfluss auf die psychoanalytische Identitätsfindung der Ausbildungskandidat:innen Die Studie zur Untersuchung des Beziehungserlebens in der Supervision und dessen Einfluss auf die psychoanalytische Identitätsfindung des Ausbildungskandidatenwird seit 2010 an psychoanalytischen Ausbildungsinstituten der Fachgesellschaften (DPG, DPV, DGPT) durchgeführt. Auch das Hamburger DPG Institut ist daran beteiligt. Die Querschnittstudie fragt nach den Bedingungen emotionalen Lernens in der Supervision, insbesondere nach dem intersubjektiven Beziehungserleben in der supervisorischen Arbeit. Mittels schriftlicher Befragung (Fragebögen) wird jeweils ein spezifisches Supervisor-Supervisanden-Paar erfasst, um das interaktionelle Geschehen in deren Arbeit und die Passung dieses supervisorischen Paares zu erforschen. Kontakt: Dr. med. Waltraud Nagell, dr.waltraud-nagell@t-online.de
... - Kinder des Widerstands und deren Kinder
– Auswirkungen von Verfolgung und Widerstand (von 1933 – 1945) auf die nachfolgenden Generationen. Die zehnköpfige Forschungsgruppe arbeitet seit Oktober 2020 zusammen. Ihr gehören acht Psychoanalytker:innen und zwei TP-ler:innen an, die meisten bereits postgraduiert, zwei in Ausbildung. Die Gruppe der Widerständler:innen und ihrer Nachkommen ist bisher nur wenig beforscht worden. Ihre speziellen Erfahrungen: die Art und Weise der Verarbeitung von Verfolgung, Inhaftierung und Folter, die Verarbeitung des Antikommunismus im Nachkriegsdeutschland und das Erleben der Gemeinschaft in der kommunistischen oder sozialdemokratischen Partei – die Weitergabe der Verfolgungserfahrungen, aber auch der Widerständigkeit und Solidarität an die nachfolgenden Generationen – die Kinder und Enkelkinder – sind Gegenstand des Forschungsprojekts. Im Rahmen einer Mehrgenerationen-Studie werden biografisch-narrative Interviews geführt, und zwar mit mindestens zwei Generationen einer Familie. Die Interviews werden aufgezeichnet und transkribiert, dann in Kleingruppen nachbesprochen, die Nachbesprechungen ebenfalls protokolliert. Durch das Nachdenken über unsere Gegenübertragungsreaktionen und über unsere Assoziationen versuchen wir, einen affektiven Zugang zu unserem Forschungsgegenstand zu bekommen und uns den vorbewussten und unbewussten Inhalten zu nähern. Wir gehen davon aus, dass bei der Weitergabe von Traumata die erforschten Mechanismen der transgenerationalen Weitergabe auch in den Gruppen der von uns Interviewten zu finden sein werden. Leitende Forschungsfragen: • Welche Aspekte und Erfahrungen des Widerstands und der Verfolgung wurden von den Eltern ihren Kindern vermittelt und wie? • Wie prägt dieser Teil der Familiengeschichte, bewusst und unbewusst die Identität, die Einstellungen und Werte der nächsten Generation? • Welche Rolle spielten Gewalterfahrungen und Traumata intrapsychisch und interpersonell in den familiären Beziehungen? • Welchen Einfluss auf die Verarbeitung sowie die Weitergabe an die folgenden Generationen haben die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen? Spielte die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und/oder eine fortgesetzte Verfolgung, z.B. von Kommunist:innen eine Rolle? • Gibt es Veränderungen bei der Weitergabe von der ersten zur zweiten im Unterschied zur Weitergabe von der zweiten zur dritten Generation? Forschungsziel(e) Ein erstes Teilziel stellt für uns die Archivierung der von uns durchgeführten Interviews dar: Wir kooperieren mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg (FZH), deren Leiterin in regelmäßigen Abständen an unseren Treffen teilnimmt und uns bei der Durchführung der Interviews und den rechtlichen Rahmenbedingungen berät. Es geht also zunächst um die Bewahrung der Erinnerungen und Erfahrungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Das erhobene Material steht weiterer interdisziplinärer Forschung zur Verfügung; das Institut plant einen virtuellen Lesesaal. Indem die Geschichten archiviert werden, möchten wir zur Korrektur bzw. zur Ergänzung des gesellschaftlichen historischen Gedächtnisses beitragen und die Bedeutung des schichtenübergreifenden gesellschaftlichen Widerstands im Nazi-Deutschland unterstreichen. Ein zweites Teilziel wird die wissenschaftliche Auswertung der Interviews sein mit Hilfe der Methode des Szenischen Verstehens (Lorenzer) sein. Erste Transkripte, die dann von Kleingruppen bearbeitet werden, sind gerade fertiggestellt worden. Kontakt: Dipl.-Psych. Gabriele Amelung, g.amelung@t-online.de
... - Studie zu Angst- und Panikstörungen
Die APS- Studie wird in Kooperation in Berlin, Kassel, Heidelberg, Hamburg und München durchgeführt. Seit 2014 sind Psychoanalytiker:innen des Hamburger DPG Instituts als Studientherapeuten an der APS- Studie beteiligt. Die Angst-oder auch Panikstörung ist eine der häufigsten seelischen Erkrankungen in Deutschland. Menschen, die unter einer Panikstörung leiden erleben plötzliche Gefühle von großer Angst, Unsicherheit, Benommenheit oder Schwindel .Sie berichten von starkem Herzklopfen oder dem Eindruck, einen Kloß im Hals zu verspüren .Die Angstkann mit zusätzlichen Persönlichkeitsproblemen einhergehen, die zwischenmenschliche Beziehungen erschweren, beispielsweise, dass man sich übermäßig stark auf andere verlässt, oder sich von ihnen abhängig macht. Menschen mit einer Angststörung neigen dazu, Situationen, vor denen sie sich fürchten, eher zu vermeiden, als sie zu bewältigen. In der APS- Studie soll die Wirksamkeit der ambulanten Therapiemöglichkeiten bei Menschen mit einer Angststörung untersucht werden. Hierfür werden zwei wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren, die Analytische Psychotherapie und die Kognitive Verhaltenstherapie miteinander verglichen. Wir möchten verstehen, welchen Einfluss beide Therapieverfahren langfristig auf die Angst- und Persönlichkeitsproblematik ausüben und welches Behandlungsangebot für welche Patient:innen besser geeignet ist.Die Behandlungen werden von erfahrenen niedergelassenen Therapeut:innen durchgeführt. Kontakt: Frau Prof. Silke Wiegand-Grefe, s.wiegand-grefe@uke.de
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